Seit Mitte des 14. Jahrhunderts wurde Westeuropa nach Heuschrecken und Pestwellen zunehmend von einer weiteren Plage heimgesucht: Die Söldnergesellschaften. Dabei handelt es sich um Zusammenschlüsse von “arbeitslosen” Söldnern, die zuvor von einem Kriegsherrn angeheuert, irgendwann aber entlassen worden waren und nun auf eigene Rechnung Landstriche nach Beute durchstreiften, Abzugsgelder erpressten, brannten und mordeten, und so ganze Regionen ruinierten. Unter ihnen befanden sich schillernde Gestalten, wie etwa John Hawkwood, der seine Söldner-Karriere als Langbogenschütze im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich begann und dem später noch ein glänzender Aufstieg als Söldnerführer und Kriegsunternehmer in Italien gelingen sollte. Ein anderer berühmt-berüchtigter Anführer einer solchen Söldnergemeinschaft, die in den Quellen als „Englische Gesellschaft“ auftaucht, war der sogenannte „l´Archiprêtre“ – „der Erzpriester“. Sein tatsächlicher Name lautete Arnaut de Cervole (um 1300–1366). Er entstammte einer kleinen Adelsfamilie aus dem Périgord und war wohl ursprünglich Kleriker oder hatte zumindest in kirchlichen Kreisen so viel Erfahrungen gesammelt, dass er einen solchen glaubhaft vormachen konnte, daher sein Name. In den 1350er Jahren stellte der Erzpriester aus vielen kleinen Söldnergruppen die sogenannte „Große Kompanie“ zusammen. Mit dieser zog er plündernd in Südfrankreich herum und vermochte sogar von Papst Innozenz VI. (1352–1362) in Avignon eine große Summe zu erpressen. Die Grausamkeiten seiner bald zweitausend Mann starken Truppe waren berüchtigt. Als der „Erzpriester“ dann 1365 mit seiner Gesellschaft aus Lothringen kommend, wo diese gerade die Stadt Metzt um achtzehntausend Gulden erleichtert hatte, ins Elsass einbrechen wollte, war der Kaiser gefordert. Karl IV. rief daraufhin die Kriegsmacht der elsässischen Reichsstädte, weiterer Kommunen und Fürsten sowie die Kriegsknechte Augsburgs zusammen. Am 4. Juli 1365 ließ er an die Reichsstadt am Lech schreiben, ohne Verzug mit aller Macht „zu rozz und zu fuzzen“ zu ihm zu stoßen, um das Reich zu schützen. Die Augsburger gehorchten. Unter Führung des Kaisers selbst brachen die zusammengerufenen Truppen schließlich am 22. Juli 1365 gegen die gefährliche Gesellschaft auf. Doch wich diese einem Gefecht aus und zog sich über Kolmar und Basel nach Burgund zurück. Die Gefahr war zunächst gebannt und der „Erzpriester“ vertrieben. Die immensen Kriegskosten des Heereszuges mussten die Städte auf Befehl des Kaisers allerdings später vollständig unter sich aufteilen.
Text (ohne Sonderzeichen):
Wir Karl von gotis genaden Romischer keiser zu allen ziten merer des riches und kunig zu Beheime embieten den weisen den purgermeistern, dem rate und den burgern gemeinclichen der stat zu Augspurg, unsern und des riches lieben getrewen, unser genad und alles gut. Lieben getrewen: Wizzent, das die gesellschaft in daz lant zu Elsazzen uf uns, uf das riche und uf alle lantlut zeuhet und wollen morgen in dasselb lant cziehen. Und wanne wir denselben sachen widersten wollen, darumb so manen wir euch ewr trewe und eyde, als ir uns und dem rich verbunden seit, und bitten ouch euch mit allem flizze und ernste, das ir zustund ann allen furzog mit aller ewer macht zu uns gein Selss komen wellent wol gewapent zu rozz und zu fuzzen, so ir best mugent, das rich und das gemein lant wider die geselschaft zu schirmen und zu schutzen. Und tunt also darzu durch er des riches und des gemeinden lanndez, daz wir ewr trew in den sachen befinden ernstlichen. Des wollen wir euch nimmer vergezzen und wollen ouch euch und die ewrn zu allen ziten genediclichen bedencken.
Geben zu Sels an sant Ulrichs tage, unser rich in dem nuntzenden und des keisertums im eylften jar.