Nach den großen Rodungen der hochmittelalterlichen Binnenkolonisation war von den großflächig zusammenhängenden Primärwäldern, die einst in Mitteleuropa wuchsen, nicht mehr viel übrig geblieben. Wenn der Boden einen akzeptablen Ertrag versprach, waren die Waldungen bis in die Mittelgebirge hinein in Acker- oder Weideland verwandelt worden. Im Grunde ist die heute existente Kulturlandschaft mit etwa einem Drittel an Waldfläche ein Ergebnis dieser Urbarmachungen. Einige größere Waldungen hatten aber überlebt wie etwa der Hagenauer Wald im nördlichen Elsass oder der Reichswald um Nürnberg herum. Diese verbliebenen Wälder waren von enormer wirtschaftlicher Bedeutung: Bauholz für Häuser und den Bergbau, Energie für den heimischen Herd und in Form von Holzkohle für die Metallurgie, Harz- und Pechgewinnung, dazu noch Eichel- und Buchenmast für das Vieh, Waldbienenwirtschaft, die Nutzliste ließe sich noch bedeutend verlängern. Durch diese mitunter auch ungeregelte intensive Nutzung war abzusehen, dass damit auch die restlichen Wälder zugrunde gerichtet worden wären. Im Fall der Nürnberger Wälder waren schon seit längerem Forstmeister als Inhaber der sogenannten Waldämter damit beauftragt, die Nutzung zu regeln. Zwei von ihnen, nämlich Konrad III. Waldstromer und Otto Koler, informierten 1340 Kaiser Ludwig, dass es mit der Holzentnahme im Nürnberger Wald so nicht weitergehen dürfe. Zugleich bestand aber das Problem, dass die Einnahmenverluste irgendwie kompensiert werden mussten, ein echter Regelbedarf also. Daraufhin befahl am 3. Juli 1340 Kaiser Ludwig IV. angesichts der großen Schäden im Reichswald bei Nürnberg die Köhlerei, das Harz- und Pechschaben, das Betreiben von Glasöfen und den Einschlag von Wagen- und Büttenholz. Zudem belehnte er Konrad und Otto als Ersatz für ihren Nutzen daraus mit 200 Morgen markiertem Rodungsland, woraus sie dem Reich die jährlichen Einnahmen entrichten sollten. Außerdem bevollmächtigte der Kaiser den Schultheiß und die Ratsbürger, alle jene, die sich nicht daran halten, in Vertretung der Reichsgewalt an Leib und Gut zu strafen. Bemerkenswert an dieser Urkunde ist vor allem, dass es sich bei dieser Rechtsetzung im Grunde um eine echte Umweltschutzmaßnahme des Kaisers handelte und der Herrscher die ökologischen Argumente von Fachleuten nicht einfach nur zur Kenntnis nahm, sondern auch entsprechend zukunftsorientiert reagierte. Und sie dokumentiert damit zugleich einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur modernen Forstwirtschaft.
Text (ohne Sonderzeichen):
Wir Ludowig von gotes gnaden Romischer keyser, ze allen zeiten merer dez reychs, veriehen offenlich mit disem brife, daz wir angesehen habn den grozzen gebresten, der an unserm und dez reychs vorste ze Nurnberg geschehen ist und furbas geschehn moht dem lande und der stat ze Nurnberg dar an von den colern, di biz her dar uf gewesen sin, und von andern gebresten, di hernach geschriben sten; und da von wir und daz reẏch ieriglich habn funfthalbz und zweinzig pfunt Haller geltz und vir sulcz, ze machen dar auf. Den selbn gebresten wir understanden haben nach rat unsrer liben getriwen, der burger vom rat ze Nurnberg, dez Waltstromeirs und dez vorstmeisters, unserr amptliut da selbest, und habn di selben kolreht und koler abgenomen genczlich. Und wollen auch, daz man furbaz dheinen koln dar uf brennen sulle noch dhein scharrer noch dhein pechcher noch glas ofen dor uf sein sulle noch dhein wagenholcz noch butenholcz dar auf hawen sol durch nutzzes und heẏung dez selbn vorstes. Und zu ainer widerlegung dem reych der vorg(enanten) gulte und der nutze, die di egenanten unser zwen amptman dar an heten iglicher zu seinem rehten, so haben wir den selben unsern amptliuten und irn erben verlihen zu rehtem lehen zwei hundert morgen furriute, di si haben und nizzen sullen ie der man zu seinem rehten und uns und dem reych di vorben(anten) gulte da von ze dynen alle iar furbaz ewiglich on alle hindernuzze; di gelegen sint ain teil bei Laufenholcz bei Megelndorfer straz, ain teil bei Kurnburger strazze uncz hin abe gen Sweinawe und daz Dornech genant, bei Rotenbach gelegen, ain teil bei Eybach gelegen und ein teil bei dez Stromeyrs weẏer, als in daz allez uz gezaichnt ist mit marksteinen. Und welln auch, daz niemant uf dem walde furbaz ewiglichn sulle scharren, pecchen, glas ofen machen, koln, weder wagenholcz noch butenholcz dar auf hawen. Und wer daz brech und dez uberwunden wurde, wellen wir, daz den oder die der . . schulth(eizz) und di burger vom rat ze Nurnberg dar umb strafen sullen von unser und dez reychs wegen an leib und an gut. Und gebiten auch vestiglich bei unsern und dez reychs hulden . . dem schulth(eizzen) und den burgern vom rat ze Nurnberg, daz si di vorgen(anten) unser amptliut und ir erben auf den vorgeschriben furreuten nutzlich und getriwelich furdern und schirmen on allez geverde. Und wellen och, daza di selbn unser amptliut und ir erben uf den vorg(enanten) furriuten keynerleẏ gesezze noch hofreid haben noch bawen sullen dann dreẏ hof und zu ie dem hof ain seldenhaus. Auch gebiten wir bei unser und dez reychs hulden, daz si niemant dar an beswer oder hinder mit dheinen sachen. Swer daz uberfur, der sol vervallen sein zweinzig pfunt goldes, halbes in unser kamern und den, di da beswert werden, daz ander halbteil. Und daz dise unser gnade stet furbaz beleib, geben wir disen brif, mit unserm keẏserlichem anhangendem insigel versigelt.
Daz geschach an montag vor sant Ulrichs tag, von gotz geburt driuzenhundert iar und in dem virzigstem iar, in dem sehs und zweinzigstem iar unsers reychs und in dem dreizehenden dez keysertums.